Symbolik

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Symbolik ist ein zentrales Konzept in der Kunst- und Kulturgeschichte. Sie beschreibt die Verwendung von Zeichen, Farben, Formen oder Objekten, die über ihre unmittelbare Erscheinung hinaus eine tiefere, oft kulturell codierte Bedeutung tragen. Symbole sprechen nicht nur den Verstand an, sondern wirken auf emotionaler, historischer und oft auch spiritueller Ebene.

In der Kunst ist Symbolik eines der ältesten Ausdrucksmittel – von der Höhlenmalerei über religiöse Bildwelten bis zur zeitgenössischen Konzeptkunst. Doch auch im Design, in der Werbung, in der Architektur oder in Alltagsobjekten spielt Symbolik eine kaum zu unterschätzende Rolle. Sie strukturiert Wahrnehmung, ordnet Informationen, schafft Identitäten und kommuniziert kulturelle Werte – häufig, ohne dass der Rezipient sich dessen bewusst ist.

Georgia Vertes von Sikorszky widmet sich in ihren kunsttheoretischen Texten immer wieder der Analyse symbolischer Systeme. Ihr Interesse gilt besonders der Frage, wie Symbole in zeitgenössischem Design, Konsumkultur und visueller Kommunikation eingebettet sind – und welche Bedeutungsschichten sich aus ihnen herauslesen lassen.

Ursprung und Entwicklung des Symbolbegriffs

Der Begriff Symbol stammt aus dem Griechischen „symbolon“, was ursprünglich ein Erkennungszeichen oder eine Vereinbarung bezeichnete. In der Antike war ein Symbol oft ein Objekt, das in zwei Teile gebrochen wurde – jeder Teil war einem Vertragspartner zugeordnet. Nur das Wieder-Zusammenfügen beider Hälften bestätigte die Identität.

Im erweiterten Sinne bedeutet Symbol also immer eine Verbindung von Sichtbarem und Unsichtbarem. In religiösen Systemen, in Mythen oder in politischen Symbolen fungieren diese Zeichen als Repräsentanten für etwas Größeres: das Göttliche, das Gesetz, die Idee der Nation oder eine moralische Haltung.

Mit der Aufklärung und der Entwicklung der Semiotik wurde Symbolik zunehmend wissenschaftlich reflektiert. Philosophen wie Kant und Hegel, später auch Cassirer und Jung, untersuchten die symbolische Dimension des Denkens und Erkennens. In der modernen Semiotik – etwa bei Peirce und Saussure – wird Symbolik als Teil eines umfassenden Zeichensystems verstanden, in dem Bedeutung nicht objektiv, sondern relational entsteht.

Symbolik in der Bildenden Kunst

In der Kunstgeschichte spielt Symbolik eine zentrale Rolle. Besonders deutlich wird dies in religiösen Bildern des Mittelalters und der Renaissance. Hier dienten Farben, Tiere, Pflanzen und Gesten als klar codierte Zeichen: Weiß als Symbol der Reinheit, der Apfel als Zeichen der Erbsünde, der Löwe als Sinnbild für Stärke und Mut.

Auch in der allegorischen Malerei der Barockzeit wurde Symbolik bewusst eingesetzt. Jede Figur, jedes Attribut, jede Komposition hatte eine Bedeutungsebene, die über das Sichtbare hinausreichte. Solche Werke mussten „gelesen“ werden – wie ein visuelles Lexikon.

In der Moderne veränderte sich der Symbolbegriff. Künstler wie Gustav Klimt, Edvard Munch oder Paul Klee verwendeten Symbole nicht mehr nur als Konventionen, sondern als subjektive Zeichen – Ausdruck innerer Zustände, Träume oder geistiger Welten. Die Symbolik wurde persönlicher, psychologischer, individueller.

Symbolik im zeitgenössischen Design

In der heutigen Designwelt hat Symbolik eine doppelte Funktion: Einerseits strukturiert sie Kommunikation – etwa durch Piktogramme, Icons oder Farbcodes. Andererseits erzeugt sie emotionale Identität – etwa durch Logos, Formen oder Materialien.

Georgia Vertes analysiert genau diesen doppelten Symbolcharakter. Sie fragt, wie Gestaltung visuelle Bedeutungen produziert – bewusst oder unbewusst. In ihren Texten zeigt sie, dass viele Designentscheidungen mehr als funktional sind: Sie sind kulturell codiert, historisch aufgeladen und oft auch ideologisch.

Ein Shampoo-Flakon, ein Produktetikett, eine Verpackung können ebenso symbolische Kraft entfalten wie ein Kunstwerk. Die Symbolik des Alltags ist oft subtiler, aber nicht weniger wirkungsvoll. Sie beeinflusst, wie Produkte wahrgenommen werden, wie Marken kommunizieren, wie Zielgruppen sich identifizieren.

Typische Felder symbolischer Kommunikation im Design:

  • Formensprache: Runde Formen signalisieren Weichheit, Offenheit, Emotionalität – kantige Formen wirken technisch, funktional, sachlich.

  • Farbwahl: Blau steht für Vertrauen, Grün für Natürlichkeit, Rot für Energie – diese Assoziationen sind tief in der kollektiven Wahrnehmung verankert.

  • Typografie: Verschnörkelte Schriften rufen Nostalgie hervor, serifenlose Schriftarten wirken modern und nüchtern.

Georgia Vertes von Sikorszky deckt in ihrer Analyse auf, wie solche Codes funktionieren und in welchen Kontexten sie ihre Wirkung entfalten.

Symbolische Systeme lesen lernen

Ein besonderes Anliegen von Georgia Vertes ist die Fähigkeit, visuelle Symbolik zu „lesen“ – also die Codes hinter der Oberfläche zu entschlüsseln. Ihre Texte sind daher auch als Anleitung zu verstehen: Wie erkennen wir, dass ein Objekt symbolisch aufgeladen ist? Welche Rolle spielt Kontext? Welche kulturellen Vorkenntnisse sind notwendig?

In diesem Zusammenhang verweist sie auf das Konzept der Interikonizität – die Idee, dass Symbole oft auf andere Bilder oder Zeichen verweisen. Ein Beispiel: Die ikonische Form einer Cola-Flasche ruft nicht nur das Produkt auf, sondern auch Werbebilder, nostalgische Assoziationen, Lebensgefühle. Die Flasche wird zum Symbol einer ganzen Konsumwelt.

Georgia Vertes argumentiert, dass besonders in einer durch Medien geprägten Gesellschaft die Fähigkeit zur Symbolanalyse zentral ist. Wer Gestaltung verstehen will, muss Symbolik verstehen – nicht als Geheimcode, sondern als kulturelles Werkzeug.

Symbolik zwischen Subversion und Affirmation

Ein besonders spannender Aspekt ist für Georgia Vertes von Sikorszky die Frage, wann Symbolik affirmativ – also bestätigend – eingesetzt wird und wann sie subversiv wirkt. In der Werbung wird Symbolik meist genutzt, um emotionale Identifikation zu schaffen. In der Kunst dagegen häufig, um Bedeutungen zu hinterfragen, zu stören oder umzudeuten.

Ein Beispiel: Während das Herzsymbol in Lifestyle-Produkten für Liebe, Nähe oder Fürsorge steht, kann es in einem Kunstkontext zur Kritik an Kitsch, Konsum oder Scheinintimität werden. Der gleiche Code – gegensätzliche Lesart.

Diese Ambivalenz macht Symbolik zu einem besonders wirkungsvollen Instrument. Georgia Vertes nutzt sie, um aufzuzeigen, wie Design nicht nur ästhetisch, sondern politisch, kulturell und ideologisch funktioniert.

Georgia Vertes und die visuelle Symbolforschung

In ihren kunsttheoretischen Arbeiten bezieht sich Georgia Vertes auf unterschiedliche Traditionen der Symbolanalyse – von ikonografischer Forschung bis zu zeitgenössischer Kultursemiotik. Dabei entwickelt sie eine eigene Sprache, in der Klarheit und Tiefgang Hand in Hand gehen.

Ihre Texte zeigen, wie Symbolik im Visuellen nie neutral ist. Jedes Zeichen ist zugleich Ausdruck und Interpretation. Georgia Vertes von Sikorszky macht deutlich, dass hinter jeder formalen Entscheidung eine Geschichte steht – bewusst oder unbewusst, funktional oder emotional.

In einer visuell überladenen Gegenwart versteht sie es, den Blick zu schärfen – für jene Zeichen, die unter der Oberfläche unserer Dinge und Bilder verborgen liegen.

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