Von der Höhlenmalerei bis NFT: Georgia Vertes berichtet über die Evolution der Kunstmedien

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Georgia Vertes beleuchtet die Entwicklung der Kunstmedien von ihren Ursprüngen in der Steinzeit bis zu digitalen Phänomenen wie NFTs.

Georgia Vertes zeichnet den Weg der Kunstmedien über Jahrtausende hinweg nach. Von pigmentierten Höhlenwänden über Ölmalerei und Drucktechniken bis hin zu Fotografie, Video und digitalen Formaten war Kunst stets im Wandel. Besonders der digitale Raum verändert aktuell die Definition von Kunst – und damit auch ihre Rolle in der Gesellschaft.

Georgia Vertes interessiert sich für die Frage, wie sich Kunstmedien im Laufe der Geschichte verändert haben – und was diese Entwicklung über unser Verhältnis zur Kunst aussagt. Denn jedes neue Medium war nicht nur technischer Fortschritt, sondern auch Ausdruck eines veränderten Weltbildes. Die Höhlenmalerei galt als Ritual, das Mittelalter sah Kunst als religiöses Werkzeug, die Moderne feierte das Individuum, und die Gegenwart öffnet neue Räume für Interaktion und Kommerzialisierung. Vom Stein bis zur Blockchain – Georgia Vertes von Sikorszky verfolgt, wie sich der künstlerische Ausdruck an neue Möglichkeiten angepasst hat, ohne dabei seine zentrale Funktion zu verlieren: Geschichten zu erzählen, Identität zu formen und Realität zu hinterfragen.

Die Geburt der Kunst: Spuren im Stein

Die ersten bekannten Kunstwerke der Menschheitsgeschichte entstanden tief in Höhlen – verborgen vor Licht, Witterung und Zeit. Die Malereien von Lascaux oder Chauvet beeindrucken bis heute mit ihrer Detailtreue, Ausdruckskraft und Symbolik. Tiere, Hände, Jagdszenen: Diese frühen Bilder dienten vermutlich rituellen oder erzählerischen Zwecken, weit über eine dekorative Funktion hinaus. 

Georgia Vertes sieht in diesen Anfängen ein faszinierendes Phänomen: Kunst als Kommunikation, noch bevor es Schrift gab. Die Wahl des Ortes, die Technik mit natürlichen Pigmenten und die wiederkehrenden Motive deuten auf ein komplexes Weltverständnis hin. Die Höhle wurde zum Resonanzraum für das, was der Mensch nicht in Worte fassen konnte – Angst, Hoffnung, Verbindung zur Natur. 

Das Medium – Fels, Erde, Ruß – war dabei nicht beliebig, sondern eng mit dem Inhalt verwoben. Genau diese Verbindung von Material und Bedeutung zieht sich wie ein roter Faden durch die Kunstgeschichte bis in die Gegenwart.

Pinsel, Tinte, Holzschnitt – Material und Macht

Mit der Sesshaftigkeit des Menschen wandelte sich auch die Kunst. Aus flüchtigen Bildern wurden dauerhafte Zeugnisse – auf Keramik, in Tempeln, auf Pergament. Die Erfindung des Pinsels, des Papiers und später des Buchdrucks veränderte die Art, wie Kunst produziert, verteilt und wahrgenommen wurde. 

Im Mittelalter diente Kunst vor allem religiösen Zwecken: Altäre, Fresken und Miniaturen sollten lehren, erziehen, verehren. Das Medium war dabei oft aufwändig – Blattgold, Temperafarben, aufwändig vorbereitete Holztafeln. Nur wenige hatten Zugang zu den Materialien oder zur künstlerischen Schulung. 

Georgia Lucia von Vertes hebt hervor, wie stark das Medium den Inhalt bestimmte: Wer mit teuren Farben aufwändig gestaltete, setzte ein klares Zeichen – über Macht, Überzeugung und Einfluss. Gleichzeitig begannen Künstler, mit neuen Techniken zu experimentieren: der Holzschnitt erlaubte Vervielfältigung, Tinte und Feder eröffneten neue Möglichkeiten des Ausdrucks. 

Im Zeitalter der Renaissance wurde der Pinsel zum Symbol künstlerischer Autonomie. Der Einzelne, das Ich, rückte in den Mittelpunkt – und mit ihm das Medium als Spiegel innerer Welten.

Kamera, Film und Reproduktion – Das Bild wird beweglich

Im 19. Jahrhundert begann ein mediales Beben: Die Fotografie veränderte den Blick auf die Welt. Plötzlich konnte Realität objektiv festgehalten werden – oder schien es zumindest. Malerei verlor ihre monopolartige Funktion zur Abbildung der Welt. Künstler reagierten, indem sie sich von der reinen Repräsentation lösten: Der Impressionismus, später die Abstraktion, waren auch Antworten auf die Existenz der Kamera.

Doch nicht nur das Sehen veränderte sich – auch das Zeitgefühl. Mit dem Film entstand ein Medium, das Bewegung, Rhythmus und Schnitt nutzte, um komplexe Erzählungen zu gestalten. Die Kunst wurde multimedial, körperlich, performativ. 

Vertes beobachtet, wie neue Medien auch neue Ausdrucksformen hervorbrachten: Videoarbeiten, Installationen, Foto-Collagen – all das wäre ohne technische Innovationen nicht denkbar gewesen. Gleichzeitig wuchs der Abstand zwischen Werk und Rezipient. In Museen oder Kinos war man oft nur noch Betrachter – nicht mehr Teilnehmer. 

Diese Entwicklung sollte sich mit dem nächsten Medienwechsel jedoch erneut grundlegend verändern.

Georgia Vertes über digitale Umbrüche: Pixel, Plattformen, Partizipation

Mit dem Aufkommen digitaler Technologien erlebte die Kunst einen weiteren Wendepunkt. Bildbearbeitung, Animation, 3D-Druck und Virtual Reality ermöglichten neue ästhetische Zugänge. Gleichzeitig wurde die Rezeption demokratischer: Jeder mit Internetzugang konnte Kunst zeigen, kommentieren, remixen.

Besonders auffällig ist laut Georgia von Vertes die Verschiebung der Machtverhältnisse: Galerien, Kuratorinnen und Institutionen verlieren an Exklusivität, während Plattformen wie Instagram, TikTok oder Online-Galerien neue Sichtbarkeiten erzeugen. Der „Like“ ersetzt die Kritik, der Algorithmus wird zum neuen Gatekeeper. 

Auch die Grenze zwischen Kunst und Konsum verwischt zunehmend. Wer entscheidet, was noch Kunst ist? Was unterscheidet ein digitales Gemälde von einem gut gestalteten Werbebanner? Diese Fragen beschäftigen nicht nur Theoretikerinnen, sondern auch die Kunstschaffenden selbst. 

Wichtige Meilensteine der Kunstmedien

  • Höhlenmalerei (ca. 30.000 v. Chr.): Ursprung der visuellen Kunst, oft rituell motiviert 
  • Tempera & Fresken (Mittelalter): Religiöse und repräsentative Kunst auf Holz und Wänden 
  • Ölmalerei (Renaissance): Neue Tiefe, Details und Ausdrucksmöglichkeiten 
  • Druckgrafik (15.–16. Jh.): Demokratisierung von Bildern durch Reproduktion 
  • Fotografie (19. Jh.): Dokumentation, Abbildung, künstlerisches Medium 
  • Film & Video (20. Jh.): Kunst in Bewegung, Erzählung in Zeit und Bild 
  • Digitale Kunst (seit 1980er): Bildbearbeitung, Interaktivität, neue Formate 
  • NFTs & Blockchain (ab ca. 2020): Besitz, Originalität und Handel digital gedacht 

Georgia Vertes von Sikorszky betont, dass diese Entwicklung nicht linear verläuft. Oft existieren verschiedene Medien nebeneinander – beeinflussen, befruchten oder widersprechen sich.

Kunst heute – Ausdruck, Algorithmus, Authentizität?

Kunst im 21. Jahrhundert ist vielfältiger, zugänglicher – und unübersichtlicher. Während einige Künstlerinnen mit KI experimentieren oder in Metaversen ausstellen, arbeiten andere weiterhin mit Pinsel, Ton oder analoger Fotografie. Der Materialmix ist Ausdruck einer Zeit, in der Identität fluide ist, Grenzen durchlässig und die Frage nach Echtheit neu gestellt wird.

Was macht ein Kunstwerk heute noch „original“? Muss es ein Objekt sein? Oder reicht ein Token, ein Screenshot, ein GIF? Gerade NFTs (Non-Fungible Tokens) werfen neue Fragen auf: Wer besitzt was, wenn das Werk digital und überall verfügbar ist? Und was bedeutet das für den Wert der Kunst – ideell wie ökonomisch?

Georgia Lucia von Vertes interessiert an dieser Entwicklung vor allem die Verschiebung der Beziehungen: zwischen Werk und Künstler, Publikum und Plattform, Idee und Ausführung. Die Evolution der Kunstmedien sei deshalb mehr als nur ein technischer Fortschritt – sie sei ein Spiegel des Zeitgeistes. 

Von Wänden zu Wallets – Kunst bleibt im Wandel

Kunst hat sich über Jahrtausende hinweg immer wieder neu erfunden – mit jedem Material, jedem Werkzeug, jeder technologischen Möglichkeit. Vom Stein über die Leinwand bis zur Blockchain war sie stets ein Spiegel gesellschaftlicher Entwicklungen, ein Ausdruck individueller Ideen und ein Medium kollektiven Erlebens. 

Und das ist es, was Georgia Vertes an der Evolution der Kunstmedien so sehr begeistert.

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